Ein „großes Maul” aus GFK

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Ein hydraulisch hoch ausgelastetes Beton-Maulprofil als Totalschaden mit teils nur einer Handbreit Überdeckung – das war die knifflige Ausgangslage für die Stadtbetriebe Unna, in deren Verlauf die Firma SMG Bautenschutztechnik für Hoch- und Tiefbau GmbH unter anderem rund 50 Meter eines maßgefertigten GFK-Maulprofils 1400/875 im Untergrund installierte.

Als man Anfang des 20. Jahrhunderts die Abwassernetze im Ruhrgebiet systematisch ausbaute, wurden viele Bäche, die zuvor schon Abwasser aufgenommen hatten, „der Einfachheit halber” gleich verrohrt und als neuer Abwassersammler unter die Erde verlegt. So gelangte das Reinwasser der Bäche als Fremdwasser in die angeschlossene Kläranlage. Andererseits sind die Mauerwerksprofile der zwangsverpflichteten Gewässer inzwischen oft in dringend sanierungsbedürftigem Zustand. Der verrohrte Kortelbach-Sammler in Unna befand sich in einem dringend sanierungsbedürftigen Zustand. Auf Grund seines erheblichen und durchaus außergewöhnlichen Schadensbildes bereitete er der Stadt Unna als Netzbetreiber Kopfzerbrechen. Das Beton-Maulprofil DN 1900/1000 war in Teilstrecken derart in der Sohle angegriffen, dass Einsturzgefahr bestand. In anderen Abschnitten hatte sich die Sohle wiederum aus nicht abschließend geklärten Ursachen seitlich aufgewölbt. Eine extreme Reduzierung des gesamten Bauwerksquerschnitts und wiederholte Einstauereignisse waren die Folge. Besonders heikel an diesem Zustand war eine minimale Überdeckung des Sammlers. In einigen Bereichen hatte das Bauwerk nur eine Handbreit Boden über dem Scheitel, in anderen war es mit Gebäuden derart überbaut, dass die Kellersohle auf dem Gewölbe-Scheitel auflag.

Bei der Ausarbeitung eines Sanierungskonzeptes durch das Ingenieurbüro Pipefocus Bezela GmbH aus Krefeld war, wie eigentlich bei allen Sanierungsmaßnahmen in Großprofil-Kanälen, die Frage der Wasserhaltung von zentraler Bedeutung. Ein Bauwerk in diesen Dimensionen lässt sich nicht problemlos trockenlegen, und sei es auch nur für wenige Stunden. Dies sprach auch gegen einen Neubau, der vom Schadensbild her durchaus angemessen gewesen wäre. Das ausgeschriebene Sanierungskonzept hatte daher eine aufwändige oberirdische Wasserhaltung mit Druckrohrleitungen, Rohrbrücken usw. zum Gegenstand. In der Projektvorbereitung kamen die Experten der SMG Bautenschutztechnik für Hoch- und Tiefbau GmbH aus Lage gemeinsam mit dem Planungsbüro zu einer Erkenntnis, die für die Wasserhaltung neue Optionen eröffnete.

Der exakte Abgleich aller Höhenverhältnisse der Leitungen und Bauwerke im Umfeld des defekten Abschnitts zeigte: Durch bauliche Eingriffe in den vorgeschalteten Schächten ließ sich das Gros des Abwasserstroms ohne Pumpeneinsatz auf einen anderen Strang des Kanalnetzes um- und an der Baustelle vorbeileiten. Damit wurde ein Teil einer als Option angedachten oberirdischen Wasserhaltung überflüssig, woraus sich für den Auftraggeber eine deutliche Einsparung ergab. Nachdem so die Abwasserfreiheit im Sammler geschaffen war, konnte das ursprüngliche Sanierungskonzept realisiert werden. Dies sah ein Relining mit GFK-Maulprofilen durch die SMG-Spezialisten nach vorheriger Erneuerung der Bauwerkssohle vor. Das Unternehmen kennt sich mit grenzwertigen Herausforderungen und Randbedingungen im Untergrund bestens aus. Seine jahrelangen einschlägigen Erfahrungen brachte es auch bei der Realisierung dieses Vorhabens immer wiederin Form von kreativen Detaillösungen ein, die handwerklich sauber umgesetzt wurden. Das war speziell in dem Streckenabschnitt gefragt, in dem die Ziegelsteinsohle sich seitlich bis an die Gewölbedecke aufgestellt hatte. Das Konzept, ins gesamte Bauwerk maßgefertigte GFK-Wickelrohre mit den Maßen 1400/875 mm und 30 mm Wandstärke einzubauen, setzte voraus, dass der erforderliche Bauwerksquerschnitt an dieser Stelle erst einmal wieder hergestellt werden musste. Die aufgewölbte Sohle musste entfernt und ersetzt werden, weil dem Gewölbe im vorgefundenen Zustand ein statisch stabilisierendes „Zugband“ zwischen den beiden Gewölbe-Auflagern rechts und links fehlte.

Das Team von Volker Schmidt bot eine Lösung, die in ihrer Art technisch anspruchsvoll war. In Meter-Abschnitten entfernten die SMG-Techniker die auf Abwege geratene Sohle bergmännisch und bauten zwischen den beiden Gewölbefundamenten ein Zugband aus Stahlbeton ein. Rückbau und Neubau waren in jeder Phase buchstäblich Zentimeterarbeit. Als Vorgabe dafür diente eine Schablonen-Konstruktion, die auf den Abmessungen des einzubauenden Relining-Rohrs basierte. Nachdem so das ursprüngliche Maulprofil höhengerecht rekonstruiert worden war, wurden schließlich die einzelnen GFK-Rohre von einer Seilwinde eingezogen und jeweils an den bereits montierten Rohrstrang angekoppelt. Für die SMG-Mitarbeiter waren der Einbau angesichts der extrem beengten Verhältnisse und der Distanzen von bis zu 50 Metern zwischen Schacht und Einbauort des Rohrs sowie der vorangegangene Bauwerksumbau ein wirklicher „Knochen-Job“, den sie aber zur absoluten Zufriedenheit der Stadtbetriebe Unna erledigten.

Auf höchste Präzision kam es auch bei fast 50 Anschlüssen an, die an den Relining-Rohrstrang nachträglich wieder angebunden werden mussten. Bei der Einbauplanung für die einzelnen GFK-Rohre musste also darauf geachtet werden, dass keine Rohrmuffe des GFKMaulprofils auf einem Anschluss lag. Durch genaue Einmessung der Anschlüsse, ausgehend vom letzten bereits liegenden Rohr, musste die Position ermittelt werden, an der man mit einem Kernbohrer die Anschlussöffnung(en) im jeweils einzubauenden GFK-Rohr zu öffnen hatte. Die Anbindung an den neuen Kanal erfolgte dann in GFK-Handlaminat-Technik. Wenngleich auch dies angesichts der Vielzahl – zum Teil erst in der Bauphase „hinzu gekommenen” – Anschlüsse sehr zeitaufwändig war, konnte das gesamte Projekt dennoch innerhalb der vom Auftraggeber vorgegebenen Bauzeit erfolgreich abgeschlossen werden. Für die Stadtbetriebe Unna war damit ein zuvor kaum lösbar erscheinendes Sanierungsproblem effektiv und technisch gut realisiert worden und für SMG-Geschäftsführer Volker Schmidt war dies eines der technisch anspruchsvolleren Projekte der bisher 10-jährigen Unternehmensgeschichte.

Weitere Informationen unter Tel.: 05232 / 99 04 21 oder E-Mail: vs@smg-kanalsanierung.de

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